LINZ. Heiße Diskussionen und einmalige Aha-Effekte: Beim Halbjahrestreffen der OÖN-Leserbeiräte wurde die Zeitung genau unter die Lupe genommen.
Beim Halbjahrestreffen bekamen die Leserbeiräte nicht nur Gelegenheit zur Diskussion, sondern auch interessante Einblicke in den Redaktionsalltag. OÖN-Regionalchef Helmut Atteneder erklärte den zahlreich anwesenden Leserbeiräten das tägliche Brot eines Regionaljournalisten.
Knapp zwei Drittel der OÖN-Leserbeiräte waren beim Halbjahrestreffen bei den OÖN zu Gast. Bild: ee
Ein Bereich, der früher vor allem von Mord, Blutbad und Raub gekennzeichnet war, ist bei den OÖN ins Menschliche gerückt: Porträts, sorgfältiger Umgang mit Schicksalen und Themenschwerpunkte sind heute Hauptteil der Regionalberichterstattung. Das gefällt auch den Beiräten. „Porträts über interessante Persönlichkeiten sind unheimlich spannend“, sagte Claudia Stangl-Taller aus Linz.
„Warum stehen manchmal Namen von Verdächtigen nicht ausgeschrieben in der Zeitung?“, wollte Leserbeirätin Magdalena Hofstädter aus Altenberg wissen. „Wir nennen grundsätzlich keine Namen von nicht verurteilten Straftätern oder Opfern und lassen deren Fotos unkenntlich machen“, erklärte Atteneder. Andernfalls könnte es zu Klagen kommen. „Im Fall Josef F. hätte uns das pro Namensnennung bis zu 20.000 Euro gekostet“, sagt der Regionalchef. Beim schwammigen Medienrecht kommt es aber immer wieder zu Kuriositäten: „Selbst wenn der Straftäter geständig ist, darf er in der Zeitung nur als ‚mutmaßlicher Täter‘ erscheinen.“
Besonders interessant war für die Leserbeiräte das Thema Leserbriefe. „Wie schaffe ich es, dass mein Leserbrief abgedruckt wird?“, fragte Heinz-Peter Engertsberger aus Linz. „Eine Garantie auf Abdruck gibt es nicht“, sagte OÖN-Marketingchef Peter Affenzeller. Schließlich muss der zuständige Chef vom Dienst aus hunderten Briefen auswählen. Hilfreich ist allerdings, wenn das Thema sofort ersichtlich ist, der Brief kurz und in einfach verständlichen Sätzen geschrieben ist sowie der Sachverhalt, um den es geht, kurz zusammengefasst wird.
In den Land&Leute-Beilagen wird auf die einzelnen Regionen eingegangen. „Die Gebietsaufteilung der Lokalausgaben ist nicht optimal“, übte Leserbeirat Karl Ehrlinger aus Feldkirchen Kritik. Er bekommt die Mühlviertler Ausgabe, hätte aber lieber die Linzer. Logistisch ist die Verteilung sehr kompliziert, erklärte Affenzeller. Die Kritik bleibt aber nicht unbeachtet: „Wir arbeiten an einem Konzept, um dieses Problem zu beheben.“
Leserbeirat Paul Rettenbacher aus Bad Ischl findet selbst Abhilfe: „Ich schau einfach ins Internet, da finde ich alle Artikel aus ganz Oberösterreich.“ Dass das reibungslos funktioniert, ist seit fast zwei Jahren Aufgabe von OÖN-Online-Chef Carsten Hebestreit. „nachrichten.at verfügt neben den aktuellen Artikeln auch über ein Archiv bis 1986 zurück, das gratis durchsucht werden kann“, erklärte Hebestreit. Täglich um 0.04 Uhr wandert die Printausgabe auf die Internetseite. (ee)
Quelle: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/art4,219660